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Pentests für deine IT-Infrastruktur: Angriff ist die beste Verteidigung

Stefan Petri
veröffentlicht:

Du hast Firewalls, VPNs, Backups und bist sicher, dass alles läuft? Schön wär’s. Viele Sicherheitslücken stecken da, wo du sie nicht vermutest – in falsch konfigurierten Servern, übersehenen Diensten oder veralteter Software. Dieser Artikel zeigt dir, wie du deine IT-Infrastruktur realistisch auf den Prüfstand stellst – mit Pentests, die nicht nur auf dem Papier sicher sind.

1. Warum IT-Infrastruktur mehr ist als Server und Switches

Wenn du bei „IT-Infrastruktur“ nur an deinen Serverraum denkst, an ein paar Router und vielleicht noch die Cloud-Umgebung – dann hast du nur die halbe Wahrheit auf dem Schirm. Moderne IT-Infrastruktur ist ein komplexes Biest: Sie verbindet Menschen, Geräte, Systeme und Datenströme – über Standorte, Zeitzonen und Sicherheitszonen hinweg.

Deine Infrastruktur umfasst nicht nur physische Komponenten wie Firewalls, NAS-Systeme, Switche oder Backups. Auch virtuelle Maschinen, Container, APIs, SaaS-Lösungen, mobile Geräte, Homeoffice-Zugänge, die Netzwerkscanner des Admins oder die smarten Thermostate im Meetingraum gehören dazu. Und genau hier lauert die Gefahr.

Denn je mehr du integrierst, desto größer wird deine Angriffsfläche. Viele Unternehmen schrauben permanent an ihrer Infrastruktur, patchen da was, richten dort einen neuen Dienst ein – und verlieren irgendwann den Überblick. Sicherheitslücken entstehen oft nicht durch böswillige Nachlässigkeit, sondern durch alltägliche Hektik, fehlende Dokumentation oder blinden Vertrauen in „läuft schon“.

Das Problem: Angreifer haben genau das auf dem Zettel. Sie scannen systematisch das Netz, erkennen Schwächen schneller als du sie ahnst – und nutzen sie eiskalt aus. Wenn du also wissen willst, ob deine IT-Infrastruktur wirklich stabil ist, musst du sie regelmäßig unter realen Bedingungen testen. Nicht mit gutem Glauben, sondern mit echten Angriffen.

2. Was genau bringt dir ein Pentest – und wann solltest du starten?

Ein Pentest ist kein lästiger Pflichttermin wie der TÜV für den Serverraum – sondern ein echter Realitätscheck. Du bekommst keine theoretischen Risiken aufgelistet, sondern siehst schwarz auf weiß, wie angreifbar deine Systeme wirklich sind. Und das ist manchmal ziemlich schmerzhaft – aber genau das macht’s so wertvoll.

Denn ein guter Pentest zeigt dir nicht nur, wo Lücken sind, sondern wie sie ausgenutzt werden könnten – von der offenen Admin-Konsole bis zur SQL-Injection in deinem Kundenportal. Dabei geht es nicht um pauschale Schwachstellen-Scanner, sondern um echte Angriffe unter kontrollierten Bedingungen. So findest du heraus, wie gut deine Abwehr im Ernstfall wirklich dasteht.

Wichtiger Punkt: Du solltest nicht erst nach einem Vorfall testen. Der beste Zeitpunkt für einen Pentest ist vor dem Launch, nach größeren Änderungen oder in regelmäßigen Zyklen – je nach Branche sogar verpflichtend. Besonders dann, wenn du mit sensiblen Daten, Zahlungsprozessen oder kritischer Infrastruktur arbeitest.

Wenn du wissen willst, wie so ein Test abläuft, welche Varianten es gibt und was dabei geprüft wird – auf dieser Seite zu Pentesting findest du einen klaren Überblick.

3. Typische Schwachstellen, die Pentests gnadenlos aufdecken

Du glaubst, deine Systeme sind dicht, weil du starke Passwörter und eine Firewall hast? Leider reicht das nicht. Pentests zeigen immer wieder dieselben Klassiker – Lücken, die sich durch Alltagsstress, fehlende Updates oder falsche Annahmen einschleichen. Hier ein paar Beispiele aus der Praxis:

1. Offene Ports und Dienste, die keiner mehr nutzt

Da läuft noch ein veralteter FTP-Server, der längst ersetzt wurde – aber vergessen ging. Oder ein Testsystem, das plötzlich produktiv geworden ist, ohne passende Absicherung. Genau solche Altlasten lieben Angreifer.

2. Standardpasswörter und schwache Logins

Admin:admin, test:test oder Passwort123 – ja, das gibt’s immer noch. Oft in internen Tools, auf Router-Oberflächen oder bei Monitoring-Diensten. Wer sich da Zugriff verschafft, hat sofort tiefen Einblick.

3. Falsch konfigurierte Rechte und Freigaben

Ein Pentest zeigt dir, wenn dein Azubi plötzlich Zugriff auf alle Kundendaten hat – oder wenn dein öffentlich erreichbares Verzeichnis sensible PDFs enthält, die nie nach draußen sollten.

4. Ungepatchte Software und veraltete Systeme

Ein veraltetes WordPress-Plugin, eine alte Java-Version auf dem Server oder ein ungepatchter Maildienst – ein gefundenes Fressen für Angreifer. Ein Pentest deckt genau solche Schwachstellen auf.

5. Cross-Site Scripting (XSS), SQL-Injections & Co.

Gerade Webanwendungen sind ein beliebtes Ziel. Ein guter Pentest testet gezielt auf diese typischen Einfallstore – automatisiert und manuell.

Kurz gesagt: Ein Pentest macht sichtbar, was dir im Alltag entgeht. Und das ist Gold wert – solange du danach auch handelst.

4. Ablauf eines professionellen Penetrationstests

Ein guter Pentest läuft nicht nach dem Motto „Wir hacken da mal kurz rein“ – sondern folgt einem strukturierten Ablauf, der genau dokumentiert, was getestet wurde, wie dabei vorgegangen wurde und welche Ergebnisse herauskamen. Hier ist der typische Ablauf in fünf Phasen:

1. Kick-off & Zieldefinition

Am Anfang steht das Briefing: Was soll getestet werden? Ein Webportal? Das interne Netzwerk? Die komplette Infrastruktur? Du legst gemeinsam mit dem Pentest-Team fest, welche Systeme geprüft werden, welche Testarten (z. B. Blackbox, Greybox, Whitebox) infrage kommen und was tabu ist (z. B. Produktivsysteme ohne Backup).

2. Informationsbeschaffung (Reconnaissance)

Jetzt geht’s los: Die Tester sammeln öffentlich verfügbare Infos zu deiner Domain, deinem Hosting, eingesetzten Technologien und Schwachstellen. Dazu gehört auch das Scannen deiner Systeme nach offenen Ports, laufenden Diensten oder auffälligen Versionen.

3. Analyse & Schwachstellenidentifikation

Hier wird aufgedeckt, was wirklich problematisch ist. Veraltete Software, fehlende Authentifizierung, Konfigurationsfehler, öffentlich zugängliche Admin-Oberflächen – alles wird notiert, klassifiziert und priorisiert. Oft werden dafür auch automatisierte Tools eingesetzt.

4. Exploitation (kontrollierte Ausnutzung)

Jetzt kommt der kritische Punkt: Können die gefundenen Schwachstellen auch praktisch ausgenutzt werden? Die Tester versuchen kontrolliert, Zugang zu Systemen zu erlangen – z. B. über SQL-Injections, Brute-Force-Angriffe oder Privilege Escalation. Dabei wird alles sorgfältig dokumentiert – ohne Schaden anzurichten.

5. Reporting & Nachbesprechung

Am Ende bekommst du einen ausführlichen Bericht. Keine Fachchinesisch-Lawine, sondern eine klare Darstellung: Was wurde gefunden, wie kritisch ist es, wie lässt es sich beheben? Dazu gibt’s meist ein Abschlussgespräch – damit du weißt, wo du stehst und was als Nächstes zu tun ist.

5. Interner vs. externer Pentest: Was ist wann sinnvoll?

Nicht jeder Angriff kommt von außen – und nicht jede Sicherheitslücke ist von außen sichtbar. Genau deshalb unterscheiden gute Pentests zwischen externen und internen Tests. Beide haben ihre Berechtigung – und du solltest wissen, wann welcher sinnvoll ist.

Externer Pentest: Angriff von draußen

Hier simulieren die Tester, was ein Hacker tun könnte, der keinen Zugang zu deinem Netzwerk hat. Sie prüfen öffentlich erreichbare Systeme wie Webserver, APIs, E-Mail-Gateways oder Remote-Desktop-Zugänge. Ziel: rausfinden, ob sich jemand von außen Zugang verschaffen kann – und wie weit er damit kommt.

Sinnvoll wenn:

  • du Webanwendungen oder Kundenportale betreibst
  • Remote-Zugänge (VPN, RDP, SSH) nutzt
  • du deine Internet-Angriffsfläche kennen willst

Interner Pentest: Angriff von drinnen

Hier geht’s darum, was passieren kann, wenn ein Angreifer es ins Netzwerk geschafft hat – oder ein Mitarbeiter versehentlich zur Sicherheitslücke wird. Dabei prüfen die Tester mit internem Zugang, ob sich sensible Systeme kompromittieren oder Berechtigungen ausweiten lassen.

Sinnvoll wenn:

  • du wissen willst, wie es um deine internen Zugriffe steht
  • du Zero Trust oder Least Privilege umsetzt (oder umsetzen willst)
  • du schon mal einen Vorfall im Unternehmen hattest

Fazit: Im Idealfall kombinierst du beide Varianten – erst der externe Blick, dann der Tiefencheck von innen. So bekommst du ein vollständiges Bild deiner Sicherheitslage.

6. Pentest-Berichte richtig lesen – und daraus handeln

Ein guter Pentest bringt dir nichts, wenn der Abschlussbericht ungelesen in der Ablage verstaubt. Was du brauchst, ist ein klarer Blick auf die Ergebnisse – und konkrete Maßnahmen, die daraus folgen. Leider sind viele Berichte voller Fachchinesisch, endloser CVE-Listen und Technikdetails, die ohne Kontext wenig bringen. Also: Wie liest du so ein Ding richtig?

1. Prioritäten zuerst – was ist wirklich kritisch?

Jeder Bericht sollte eine Risikoeinstufung enthalten. Nutze sie! Kritische Lücken (z. B. Remote Code Execution oder Datenbankzugriffe ohne Authentifizierung) gehören sofort behoben. Mittlere und niedrige Risiken kannst du strategisch planen – aber nie ignorieren.

2. Kontext beachten – ist das realistisch ausnutzbar?

Nicht jede Lücke ist sofort gefährlich. Vielleicht wäre ein Exploit nur unter bestimmten Bedingungen möglich – oder der betroffene Dienst läuft nur intern. Lies daher auch die Erläuterungen zu jeder Schwachstelle: Wo sitzt die Lücke, wie wurde sie getestet, und wie leicht wäre sie im echten Leben ausnutzbar?

3. Empfehlungen ernst nehmen – aber auch hinterfragen

Die meisten Berichte enthalten konkrete Vorschläge zur Behebung. Nutze diese Infos – aber prüf auch, ob sie zu deiner Infrastruktur passen. Manchmal ist der empfohlene Fix zwar technisch korrekt, aber organisatorisch nicht praktikabel. Dann brauchst du Alternativen – und vielleicht Beratung.

4. Maßnahmen dokumentieren – für dich und dein Team

Halte fest, was du wie und wann behebst. Das hilft nicht nur bei der internen Kommunikation, sondern auch gegenüber Audits, Aufsichtsbehörden oder Kunden. Viele Pentest-Dienstleister bieten auch eine Nachkontrolle an – die solltest du nutzen.

5. Nächsten Test planen – Sicherheit ist ein Prozess

Ein Pentest ist keine Einmal-Aktion. Nutze den Bericht, um zukünftige Tests besser vorzubereiten, den Scope anzupassen oder andere Systeme einzubeziehen. Je strukturierter du vorgehst, desto mehr Profit ziehst du aus jedem einzelnen Test.

7. Grenzen von Pentests (und was du sonst noch tun solltest)

So wichtig Pentests sind – sie sind kein Allheilmittel. Ein Pentest deckt Schwachstellen auf, ja. Aber er zeigt immer nur einen Schnappschuss deiner Sicherheitslage. Sobald du Systeme änderst, neue Dienste aufsetzt oder Konfigurationen anpasst, kann sich auch deine Angriffsfläche verändern.

1. Kein vollständiger Schutz – sondern ein gezielter Blick

Ein Pentest testet das, was du ihm vorgibst: bestimmte Systeme, definierte IP-Bereiche, festgelegte Zeiträume. Alles außerhalb des Scopes bleibt außen vor. Das bedeutet: Eine Lücke in einem ungetesteten Teil deiner Infrastruktur bleibt unter Umständen unentdeckt.

2. Menschliche Faktoren bleiben oft außen vor

Pentests fokussieren sich auf technische Lücken – Social Engineering, Phishing, schlechte Schulungen oder fehlerhafte Prozesse sind selten Teil des Pakets. Dabei entstehen viele Sicherheitsprobleme genau hier: durch Unachtsamkeit oder mangelndes Bewusstsein im Alltag.

3. Sicherheitsmaßnahmen ohne Prozesse bringen nichts

Ein entdeckter Fehler ist nur dann beseitigt, wenn du daraus lernst: Prozesse verbessern, Berechtigungen überdenken, Patch-Management straffen, Systemhärtung umsetzen. Pentests liefern Impulse – aber handeln musst du selbst (oder dein Team).

4. Wiederholung ist Pflicht

Sicherheit ist kein Ziel, sondern ein Prozess. Ein einmaliger Test ist nett, aber kein Schutzschild für die Ewigkeit. Je nach Branche und Infrastruktur solltest du regelmäßig testen – mindestens einmal pro Jahr, besser noch bei jedem größeren Systemwechsel.

8. Bonus: Checkliste „Bin ich bereit für den nächsten Pentest?“

Du willst loslegen mit einem Pentest – oder den nächsten sauber vorbereiten? Dann geh diese Checkliste durch. Sie hilft dir, unnötige Stolperfallen zu vermeiden und den Test effizient umzusetzen:

✅ Ziele definiert?

Welche Systeme sollen getestet werden? Was ist der Scope – und was bleibt außen vor?

✅ Testart ausgewählt?

Externer Pentest? Intern? Oder beides kombiniert? Klarheit spart Zeit – und Geld.

✅ Produktivsystem oder Testumgebung?

Wird live getestet oder in einer gespiegelten Umgebung? Falls live: Sind Backups vorhanden?

✅ Freigaben und Ansprechpartner geregelt?

Ist das Pentest-Team technisch und rechtlich abgesichert? Wer steht bei Zwischenfällen zur Verfügung?

✅ Monitoring und Logging vorbereitet?

Willst du sehen, ob dein System auf Angriffe reagiert? Dann sollten Logging und Alerts aktiv sein.

✅ Update- und Patchstand aktuell?

Veraltete Software bringt zwar viele Findings – aber wenig Erkenntnis. Erst patchen, dann testen.

✅ Mitarbeitende informiert?

Zumindest Key-Personen sollten wissen, dass getestet wird – sonst gibt’s Stress mit dem Admin-Team.

✅ Maßnahmen nach dem Test geplant?

Wer liest den Bericht, wer bewertet die Findings, wer kümmert sich um die Umsetzung?

Veröffentlicht am von Stefan Petri
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Von Stefan Petri
Stefan Petri betreibt zusammen mit seinem Bruder Matthias das beliebte Fachforum PSD-Tutorials.de sowie die E-Learning-Plattform TutKit.com, die in der Aus- und Fortbildung digitaler beruflicher Kompetenzen einen Schwerpunkt setzt. 
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