1. Die Ausgangslage: Warum jetzt der richtige Zeitpunkt ist
- Der Markt für Webdesigner 2024/2025
- Warnzeichen, dass es Zeit für einen Wechsel ist
- Die 6-Sekunden-Regel verstehen und hacken
- Psychologie der Recruiter
2. Der Lebenslauf: Dein professioneller Fingerabdruck
- Die perfekte Struktur (mit konkreten Templates)
- Design-Dos and Don'ts für Kreative
- ATS-Hacks, die wirklich funktionieren
- Skills-Section optimieren
- Der Foto-Dilemma
3. Das Anschreiben: Storytelling meets Sales Pitch
- Die Hook-Formel für den ersten Satz
- Struktur, die verkauft
- Pain Points der Agentur identifizieren und lösen
- Tonalität treffen ohne anzubiedern
- Die perfekte Länge finden
4. Portfolio-Strategie: Klasse statt Masse
- Case-Study-Aufbau, der überzeugt
- Die 80/20-Regel bei der Projektauswahl
- Technische Optimierung
- NDA-Projekte clever präsentieren
- Persönliche Projekte vs. Kundenprojekte
5. Die digitale Bewerbungsmappe: Technik und Taktik
- File-Management und Benennung
- E-Mail-Bewerbung vs. Bewerbungsportale
- Video-Bewerbungen: Wann sie Sinn machen
- Die perfekte Betreffzeile
- Tracking und Analytics
6. Personal Branding: Deine Online-Präsenz als Bewerbungs-Booster
- LinkedIn-Optimierung für Designer
- Portfolio-Plattformen im Vergleich
- Der strategische Einsatz von Social Media
- Networking, das zu Jobs führt
- Content-Strategie für Jobsuchende
7. Die Geheimwaffen: Psychologische Tricks und Insider-Tipps
- Timing ist alles: Wann bewerben?
- Die Macht der Empfehlungen
- Initiativbewerbungen, die funktionieren
- Gehaltspoker vorbereiten
- Red Flags bei Agenturen erkennen
8. Der Action Plan: Von der Vorbereitung bis zum ersten Arbeitstag
- Die 30-Tage-Challenge
- Bewerbungs-Tracking einrichten
- Follow-up-Strategie
- Vorbereitung auf's Interview
- Gehaltsverhandlung meistern
Der erste Eindruck zählt: So optimierst du dein Bewerbungsdokument
Montag, 9 Uhr. Schon wieder dieser eine Kommentar vom Chef, der dir die Zornesröte ins Gesicht treibt. "Das hätten wir aber auch kreativer lösen können" – während er selbst seit Jahren dieselben langweiligen Corporate-Designs abnickt. Du scrollst durch LinkedIn und siehst, wie deine ehemaligen Kommilitonen bei hippen Agenturen durchstarten, während du hier den x-ten Newsletter layoutest. Der Kaffee schmeckt bitter, aber nicht so bitter wie die Erkenntnis: Es reicht. Endgültig.
Wenn du als Webdesigner in einer Kreativagentur gefangen bist, wo deine Ideen sterben, bevor sie geboren werden, wo "das haben wir schon immer so gemacht" das inoffizielle Firmenmotto ist, und wo dein Chef Kreativität predigt, aber Konformität lebt – dann ist dieser Guide für dich. Denn draußen wartet eine Welt voller Agenturen, die wirklich verstehen, was gutes Design bedeutet. Agenturen, wo du nicht nur Pixels schiebst, sondern Konzepte entwickelst. Wo deine Meinung zählt und dein Gehalt stimmt.
Der Haken? Die Konkurrenz schläft nicht. Aber mit den richtigen Bewerbungsunterlagen wirst du zur ersten Wahl. Lass uns deine Flucht planen.
1. Die Ausgangslage: Warum jetzt der richtige Zeitpunkt ist
Der Markt für Webdesigner 2025
Der Markt hat sich professionalisiert. Vorbei die Zeiten, wo ein bisschen Photoshop-Kenntnis und ein Behance-Account reichten. Heute erwarten Agenturen:
- Figma/Sketch-Expertise (nicht "Grundkenntnisse")
- Design-System-Denke
- Basis-Coding-Skills (zumindest HTML/CSS)
- Agile Arbeitsweise
- Und ja: Auch KI-Tools werden langsam Standard
Warnzeichen, dass es Zeit für einen Wechsel ist:
Du erkennst dich wieder?
- Deine letzte Gehaltserhöhung war vor der Inflation
- "Kannst du das Logo größer machen?" triggert Gewaltfantasien
- Du arbeitest noch mit Software von 2018
- Deine kreativsten Ideen landen in der Schublade
- Der Chef präsentiert deine Konzepte als seine eigenen
- Du fühlst dich wie ein Productionsroboter, nicht wie ein Designer
- Homeoffice ist immer noch "Teufelszeug"
- Die interessanten Projekte gehen immer an den Liebling vom Chef
Die 6-Sekunden-Regel verstehen und hacken
Studien zeigen: Recruiter scannen Lebensläufe im Schnitt 6,25 Sekunden. In dieser Zeit schauen sie auf:
- Aktueller Jobtitel (2,5 Sekunden)
- Letzte Firma (1,5 Sekunden)
- Ausbildung (1 Sekunde)
- Skills (1 Sekunde)
- Gesamteindruck (0,25 Sekunden)
Was bedeutet das für dich? Deine wichtigsten Infos müssen SOFORT sichtbar sein. Kein Versteckspiel, keine künstlerischen Experimente, bei denen man erst mal rätseln muss, was du eigentlich machst.
Psychologie der Recruiter (und wie du sie für dich nutzt)
Recruiter sind auch nur Menschen. Montags sind sie motivierter, freitags erschöpfter. Sie lieben Muster, die sie kennen, aber langweilen sich bei Einheitsbrei. Sie wollen beeindruckt werden, aber nicht überfordert. Und das Wichtigste: Sie haben Angst, einen Fehler zu machen.
Diese Angst kannst du nutzen:
- Zeige Social Proof (bekannte Kunden, Awards, Empfehlungen)
- Reduziere ihr Risiko (klare Erfolge, messbare Resultate)
- Mache es ihnen leicht, dich dem Chef zu verkaufen
- Sei anders, aber nicht zu anders
2. Der Lebenslauf: Dein professioneller Fingerabdruck
Die perfekte Struktur (mit konkreten Templates)
Vergiss chronologisch - denk strategisch. Zur Orientierung kannst du dir ein Lebenslauf-Muster ansehen, doch nimm es als Inspiration, nicht als Schablone.
Die moderne Lebenslauf-Struktur für Designer:
[Header]
Name | Senior Webdesigner | Figma-Experte | Design-System-Architekt
Location | E-Mail | Portfolio-URL | LinkedIn
[Professional Summary] - 2-3 Zeilen
Nicht: "Kreativer Designer mit Leidenschaft..."
Sondern: "Webdesigner mit 5+ Jahren Agenturerfahrung. Spezialisiert auf
Conversion-optimierte E-Commerce-Designs. 40+ erfolgreiche Projekte,
durchschnittliche Conversion-Steigerung: 35%."
[Core Skills] - Visual dargestellt
Design: Figma (Expert) | Sketch (Advanced) | Adobe CC (Advanced)
Development: HTML/CSS (Proficient) | JS (Basic) | Webflow (Advanced)
Methoden: Design Thinking | Atomic Design | User Testing | A/B Testing
[Professional Experience]
Firma | Position | Zeitraum
• Achievement-basierte Bullets, keine Tätigkeitsbeschreibungen
• Zahlen, Zahlen, Zahlen
• CAR-Methode: Challenge - Action - Result
[Selected Projects] - Mini Case Studies
Projektname | Kunde | Challenge | Lösung | Ergebnis
[Education & Certifications]
Nur relevantes, recent first
[Awards & Recognition] - Falls vorhanden
Design-Dos and Don'ts für Kreative
DOs:
- Konsistente Farbpalette: Max. 2-3 Farben, eine davon als Akzent
- Typografie-Hierarchie: Eine Serif für Headlines, eine Sans-Serif für Body
- Grid-System: 12-Spalten-Raster, alles aligned
- Weißraum: 40% der Seite sollte "leer" sein
- Visuelle Ankerpunkte: Icons für Sections, aber dezent
- Infografiken für Skills: Aber bitte keine Kreisdiagramme mit "Kreativität: 90%"
DON'Ts:
- Word-Art-Nostalgie: Keine verschnörkelten Schriften
- Farbexplosion: Du bist Designer, kein Regenbogen
- Stock-Fotos: Besonders keine händeschüttelnden Business-Menschen
- QR-Codes: Es ist 2024, nicht 2011
- Wasserzeichen: Dein Lebenslauf ist kein Kunstwerk
- Comic Sans: Muss ich das wirklich sagen?
ATS-Hacks, die wirklich funktionieren
Fakt: 75% der Bewerbungen werden von ATS (Applicant Tracking Systems) vorgefiltert. So kommst du durch:
- Keywords matchen: Kopiere die Stellenausschreibung in eine Word-Cloud. Die größten Wörter? Müssen in deinem Lebenslauf sein.
- Standard-Sections verwenden:- "Berufserfahrung" nicht "Wo ich war"
- "Ausbildung" nicht "Mein Werdegang"
- "Kenntnisse" nicht "Was ich kann"
 
- Technische Optimierung:- Keine Kopf-/Fußzeilen (ATS kann sie nicht lesen)
- Keine Tabellen (werden oft falsch geparst)
- Keine Bilder mit Text
- Standard-Fonts (Arial, Calibri, Helvetica)
- Als .docx UND .pdf speichern
 
- Der versteckte Text-Trick: Füge am Ende deines Lebenslaufs in weißer Schrift (Größe 1) alle relevanten Keywords ein. Dirty? Ja. Effektiv? Auch ja.
Skills-Section optimieren
Schluss mit "Photoshop: ████░░░░ 80%". Das ist Bullshit und jeder weiß es. Stattdessen:
DESIGN TOOLS
Figma: Design Systems, Prototyping, Dev-Handoff (4 Jahre, täglich)
Sketch: UI Design, Plugins (3 Jahre, wöchentlich)
After Effects: Micro-Animations, Loading Screens (2 Jahre, projektbasiert)
DEVELOPMENT
HTML/CSS: Responsive Design, CSS Grid, Flexbox (5 Jahre)
JavaScript: DOM Manipulation, Basic Vue.js (2 Jahre)
WordPress: Custom Themes, Elementor (3 Jahre)
SOFT SKILLS (mit Beweis!)
Projektmanagement: Führung von 3-5 Personen Teams
Präsentation: Regelmäßige Kunden-Pitches (20+ erfolgreich)
Mentoring: Ausbildung von 2 Junior-Designern
Das Foto-Dilemma
In Deutschland immer noch Standard, international verpönt. Die Lösung?
Wenn Foto, dann:
- Professionell (nicht das Selfie vom Mallorca-Urlaub)
- Aktuell (max. 1 Jahr alt)
- Sympathisch aber seriös
- Hintergrund neutral oder leicht unscharf
- Lächeln! (Studien zeigen: 40% höhere Callback-Rate)
Wenn kein Foto:
- Nutze den Platz für ein kleines Portfolio-Thumbnail
- Oder ein aussagekräftiges Personal Logo
- Oder einfach mehr Weißraum
3. Das Anschreiben: Storytelling meets Sales Pitch
Die Hook-Formel für den ersten Satz
Vergiss "Mit großem Interesse..." Hier sind 5 Formeln, die funktionieren:
- Die Recherche-Hook: "Euer Redesign für [Kunde] hat mich beeindruckt – besonders die Lösung mit dem adaptiven Farbsystem. Genau solche durchdachten Systeme würde ich gerne mit euch entwickeln."
- Die Problem-Solver-Hook: "Ich weiß, dass ihr gerade [Tool] einführt. Bei meiner letzten Agentur habe ich genau diese Migration geleitet – in 6 Wochen, ohne Produktivitätsverlust."
- Die Zahlen-Hook: "35% mehr Conversions, 50% weniger Bounce-Rate, 200% mehr Engagement – das sind die Ergebnisse meiner letzten drei Redesign-Projekte."
- Die Connection-Hook: "[Gemeinsamer Kontakt] meinte, wir sollten uns unterhalten. Nach einem Blick auf eure Cases verstehe ich warum."
- Die Challenge-Hook: "Ihr sucht jemanden, der Design und Code versteht? Ich habe letztes Jahr ein Design System gebaut, das von 50+ Entwicklern genutzt wird."
Struktur, die verkauft
Das AIDA-Prinzip, angepasst für Designer:
Attention (1 Absatz): Der Hook + warum genau diese Firma "Euer Case für [Kunde] zeigt genau das, was ich unter gutem Design verstehe: Nicht nur hübsch, sondern wirksam. Die CTR-Steigerung von 45% spricht für sich."
Interest (1-2 Absätze): Deine relevanteste Erfahrung "In meiner aktuellen Position bei [Firma] designe ich hauptsächlich E-Commerce-Plattformen – genau euer Fokus. Mein letztes Projekt: Komplettes Redesign für [Kunde], Resultat: 2,3 Mio EUR Mehrumsatz im ersten Quartal."
Desire (1 Absatz): Was du mitbringst, was sie brauchen "Ihr schreibt, ihr sucht jemanden mit Figma-Expertise? Ich habe nicht nur 4 Jahre Erfahrung, sondern auch ein eigenes Plugin entwickelt (500+ Downloads). Außerdem: Design-System-Erfahrung, User-Testing-Know-how und genug Code-Verständnis, um Entwicklern nicht auf die Nerven zu gehen."
Action (1 Absatz): Clear Call-to-Action "Lass uns bei einem Kaffee darüber sprechen, wie ich eure Design-Prozesse noch effizienter machen kann. Ich bringe auch gerne meinen Laptop mit und zeige euch live, wie ich arbeite."
Pain Points der Agentur identifizieren und lösen
Recherche ist alles. Check:
- Ihre Website (besonders Team-Seite: Wer fehlt?)
- Kununu/Glassdoor (Was bemängeln Ex-Mitarbeiter?)
- LinkedIn (Wer hat gekündigt? Welche Stellen sind lange offen?)
- Ihre Cases (Wo sind Schwächen im Portfolio?)
Typische Agentur-Pain-Points und deine Lösungen:
| Pain Point | Deine Lösung im Anschreiben | 
| "Zu lange Projektlaufzeiten" | "Meine Design-Sprint-Methode reduziert Konzeptphasen um 40%" | 
| "Entwickler verstehen Designer nicht" | "Ich spreche beide Sprachen und schreibe Developer-Handoffs, die Sinn machen" | 
| "Kunden-Feedback dauert ewig" | "Meine Prototypen sind so klar, dass Kunden nach einem Meeting entscheiden" | 
| "Zu viele Korrekturschleifen" | "Mein User-Testing-Ansatz validiert Designs vor der Umsetzung" | 
Tonalität treffen ohne anzubiedern
Die Formel: Professionell + Persönlich - Steif = Perfekt
Zu steif: "Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie meine Bewerbung in Betracht ziehen würden." Zu casual: "Hey, checkt mal mein Portfolio, ist pretty sick!" Genau richtig: "Mein Portfolio zeigt, was ich kann. Aber noch besser: Lasst es mich live demonstrieren."
Sprach-Tricks:
- Aktiv statt Passiv ("Ich designe" statt "Es wurde designed")
- Konkret statt vage ("In 3 Wochen" statt "zeitnah")
- Du/Ihr bei hippen Agenturen, Sie bei Corporates
- Fachbegriffe nutzen, aber nicht übertreiben
- Ein Schuss Humor ist okay (aber nur ein Schuss!)
4. Portfolio-Strategie: Klasse statt Masse
Case-Study-Aufbau, der überzeugt
Die perfekte Case Study folgt diesem Schema:
1. THE CHALLENGE (2-3 Sätze)
Was war das Problem? Warum war es schwierig?
2. MY ROLE (1 Satz)
Was genau war deine Aufgabe?
3. THE PROCESS (Visuell + Text)
- Research: User Interviews, Competitor Analysis, Analytics
- Ideation: Sketches, Wireframes, Moodboards
- Design: Erste Konzepte, Iterations, Feedback-Loops
- Testing: A/B-Tests, User-Tests, Heatmaps
- Refinement: Finale Anpassungen
4. THE SOLUTION (Hauptteil - 60% der Case Study)
- Hero-Shot des finalen Designs
- Detail-Shots der wichtigsten Features
- Responsive Ansichten
- Interaction-Design (GIFs oder Videos)
- Design System Einblick
5. THE RESULTS (Die Killer-Section)
- Harte Zahlen (Conversion, Engagement, Revenue)
- Soft Metrics (User Feedback, Awards, Press)
- Client Testimonial (wenn möglich)
6. LEARNINGS (Optional aber powerful)
Was würdest du heute anders machen?
Die 80/20-Regel bei der Projektauswahl
80% deiner Projekte sollten zeigen, dass du den Job kannst. 20% sollten zeigen, dass du mehr kannst als erwartet.
Die 80%:
- Branchen-relevante Projekte
- Ähnliche Challenges wie die Zielposition
- Bekannte Brands (Social Proof)
- Messbare Erfolge
Die 20%:
- Persönliche Projekte mit Wow-Effekt
- Experimente mit neuen Technologien
- Pro-Bono Arbeit mit Impact
- Side-Projects, die viral gingen
NDA-Projekte clever präsentieren
Das Problem: Deine besten Arbeiten sind oft unter NDA. Die Lösungen:
- Anonymisieren: "Großer deutscher Automobilhersteller" statt BMW. Farben ändern, Logos entfernen, aber Struktur behalten.
- Detail-Shots: Zeige Ausschnitte, die das Design-Prinzip erklären, aber nicht das Gesamtprodukt verraten.
- Process over Product: Fokussiere auf deinen Prozess. Zeige Wireframes, User-Flows, Design-Thinking-Workshops.
- Password-Protection: "Vollständige Case Study auf Anfrage" mit Password-geschütztem Bereich.
- Redesign-Übung: Nimm das Konzept und wende es auf eine fiktive Marke an.
Persönliche Projekte vs. Kundenprojekte
Die ideale Mischung:
- 60% Kundenprojekte (du kannst liefern)
- 30% Persönliche Projekte (du bist passionate)
- 10% Experimente (du bleibst am Ball)
Persönliche Projekte, die Recruiter lieben:
- Daily UI Challenge (zeigt Durchhaltevermögen)
- Redesign bekannter Apps (zeigt kritisches Denken)
- Open Source Contributions (zeigt Collaboration)
- Eigene Tools/Plugins (zeigt Technical Skills)
- Passion Projects mit Story (zeigt Persönlichkeit)
5. Die digitale Bewerbungsmappe: Technik und Taktik
File-Management und Benennung
Nichts nervt mehr als "Lebenslauf_final_final_wirklichfinal_v2.pdf". So machst du's richtig:
Nachname_Vorname_Position_Firma_2024.pdf
Beispiel: Mueller_Max_Webdesigner_Agentur_2024.pdf
Für mehrere Dateien:
01_Mueller_Max_Lebenslauf_2024.pdf
02_Mueller_Max_Anschreiben_Agentur_2024.pdf
03_Mueller_Max_Portfolio_2024.pdf
E-Mail-Bewerbung vs. Bewerbungsportale
E-Mail-Bewerbung:
- Subject: "Bewerbung Webdesigner - Max Mueller - Portfolio anbei"
- Anschreiben im Body UND als PDF
- Alle Attachments unter 10MB total
- Alternative: WeTransfer-Link für große Portfolios
- BCC an dich selbst (für's Tracking)
Bewerbungsportale (das notwendige Übel):
- Fülle ALLES aus (Completeness Score beachten)
- Copy-Paste vorbereiten (Notepad mit allen Texten)
- Portfolio-Link in jedes freie Feld
- Nach Upload trotzdem per E-Mail nachfassen
Die perfekte Betreffzeile
Getestet und für gut befunden:
🏆 "Webdesigner mit E-Commerce-Fokus - Max Mueller - 5 Jahre Erfahrung" 🏆 "Re: Senior Designer Position - Portfolio + Verfügbarkeit ab sofort" 🏆 "Figma-Experte für euer Team - Max Mueller + Cases"
❌ "Bewerbung" ❌ "Traumjob gefunden!!!" ❌ "Der Designer, den ihr sucht"
Video-Bewerbungen: Wann sie Sinn machen
JA bei:
- Startups und hippen Agenturen
- Wenn explizit erwünscht
- Positionen mit Kundenkontakt
- Wenn du WIRKLICH gut vor der Kamera bist
NEIN bei:
- Konservativen Unternehmen
- Wenn du unsicher bist
- Schlechter Ton/Bild-Qualität
- Länger als 90 Sekunden
Wenn Video, dann:
- 30 Sek: Wer bist du?
- 30 Sek: Warum diese Firma?
- 30 Sek: Was bringst du mit?
- Keine Effekte, keine Musik
- Upload auf Vimeo (nicht YouTube)
6. Personal Branding: Deine Online-Präsenz als Bewerbungs-Booster
LinkedIn-Optimierung für Designer
Dein LinkedIn ist dein zweiter Lebenslauf. So optimierst du:
Headline (nicht "Webdesigner bei Firma X"): "Senior Webdesigner | E-Commerce Spezialist | 40+ Conversion-optimierte Projekte | Figma & Design Systems"
About Section (die ersten 3 Zeilen sind crucial): "Ich verwandle komplexe Anforderungen in intuitive Designs, die verkaufen.
Aktuell: Senior Designer bei [Firma], verantwortlich für..."
Featured Section:
- Deine 3 besten Case Studies
- Link zum Portfolio
- Eventuell: Artikel über Design
- Certificates (Google UX, etc.)
Skills & Endorsements:
- Sortiere nach Relevanz
- Bitte ex-Kollegen um Endorsements
- Skill-Assessments machen (zeigt Engagement)
Aktivität:
- 1x pro Woche posten (Design-Insights, nicht Katzenbilder)
- Kommentiere bei Industry Leaders
- Share mit eigenen Gedanken
Portfolio-Plattformen im Vergleich
| Plattform | Für wen? | Pros | Cons | 
| Behance | Alle Designer | Große Reichweite, Adobe Integration | Überlaufen, viel Durchschnitt | 
| Dribbble | UI/UX Elite | High Quality, Invite-Only Feel | Snobby, wenig Context | 
| Figma Community | System-Designer | Zeigt Technical Skills | Kleine Audience | 
| Personal Website | Professionals | Volle Kontrolle, SEO | Aufwand, Hosting-Kosten | 
| Webflow Showcase | No-Code Designer | Zeigt Dev-Skills | Sehr spezifisch | 
| Awwwards | High-End | Prestige, Quality | Schwer reinzukommen | 
Pro-Tipp: Minimum 2 Plattformen bespielen, eine davon sollte deine eigene Website sein.
Der strategische Einsatz von Social Media
Instagram:
- Work-in-Progress Posts (zeigt Prozess)
- Before/After Carousel
- Story-Takeovers von Projekten
- Reels mit Quick-Tips
- Hashtag-Strategie: #webdesign #uidesign #figmadesign [Stadtname]design
Twitter/X:
- Design-Kritiken (konstruktiv!)
- Thread über Lessons Learned
- Tool-Empfehlungen
- Hot Takes zur Industry
TikTok (ja, wirklich):
- Speed-Design Videos
- "Redesign in 60 Sekunden"
- Design-Fails erklärt
- Tool-Tutorials
Content-Strategie für Jobsuchende
Der 3-Säulen-Ansatz:
- Expertise-Content (40%):
- How-Tos und Tutorials
- Case Study Breakdowns
- Tool-Reviews
- Personality-Content (30%):
- Behind the Scenes
- Design-Challenges
- Workspace-Tours
- Engagement-Content (30%):
- Polls ("Which design?")
- Fragen an die Community
- Challenges mitmachen
Posting-Schedule:
- Montag: Motivation/Neues Projekt
- Mittwoch: Tutorial/Tipp
- Freitag: Roundup/Reflection
7. Die Geheimwaffen: Psychologische Tricks und Insider-Tipps
Timing ist alles: Wann bewerben?
Beste Tage:
- Dienstag, 10-11 Uhr: HR ist im Flow, Postfach noch überschaubar
- Mittwoch, 14-15 Uhr: Nach der Mittagspause, vor dem Nachmittags-Tief
- Donnerstag, 9-10 Uhr: Letzte Chance vor dem Freitags-Chaos
Schlechteste Zeiten:
- Montag früh (Inbox-Overflow)
- Freitag nach 14 Uhr (Mental bereits im Wochenende)
- Direkt vor/nach Feiertagen
- August (alle im Urlaub)
- Dezember (Jahresend-Stress)
Die Macht der Empfehlungen
Fakt: 80% der Jobs werden über Vitamin B vergeben. So spielst du mit:
- Ex-Kollegen aktivieren: "Hey [Name], ich bin auf Jobsuche. Falls bei euch was frei wird, denk an mich!"
- LinkedIn-Recherche: Wer aus deinem Netzwerk arbeitet wo? -> Personalisierte Nachricht
- Reverse Engineering: Traumfirma -> Employees auf LinkedIn -> Gemeinsame Connections -> Introduction Request
- Der Kaffee-Trick: "Ich bewundere eure Arbeit. Könnte ich dir mal 15 Min bei einem Kaffee ein paar Fragen stellen?" (Keine Job-Erwähnung!)
Initiativbewerbungen, die funktionieren
Die 5-Schritte-Formel:
- Research: Finde den Pain Point "Ich sehe, ihr habt gerade [Großkunden] gewonnen. Da kommt sicher viel Arbeit auf euch zu."
- Specific Value: Was kannst DU lösen? "Ich habe Erfahrung mit genau solchen Enterprise-Kunden und ihren speziellen Anforderungen."
- Proof: Zeig, dass du es kannst "Bei [Ex-Firma] habe ich drei ähnliche Projekte erfolgreich geleitet."
- Low-Risk Proposal: Mach es ihnen leicht "Wie wäre es mit einem Freelance-Projekt zum Kennenlernen?"
- Follow-Up: Nach 1 Woche "Ich habe gerade [relevantes Projekt] gesehen. Mein Angebot steht noch."
Gehaltspoker vorbereiten
Die Vorbereitung:
- Marktrecherche:
- Gehalt.de, Glassdoor, Kununu checken
- Professionelle Gehaltsanalyse-Tools nutzen für akkurate Vergleichswerte
- Mit Recruitern sprechen (die kennen die Zahlen)
- In Facebook-Gruppen fragen
- Deine Zahl kalkulieren:
- Aktuelles Gehalt + 20-30% bei Wechsel
- Plus Inflationsausgleich
- Plus Special Skills Premium
- Minus, wenn Traumfirma
- = Deine Verhandlungsbasis
- Die Argumentation:
- Nicht: "Ich brauche mehr Geld"
- Sondern: "Meine Expertise in X spart euch Y"
- Zahlen parat haben
- Benefits mit einberechnen
Red Flags bei Agenturen erkennen
Run, wenn:
- "Wir sind wie eine Familie" (= Überstunden ohne Ende)
- "Startup-Mentalität" in 50+ Firma (= Chaos)
- Nur Junior-Positionen online (= hohe Fluktuation)
- Kicker-Tisch prominent auf Website (= Ablenkung von miesem Gehalt)
- "Leistungsorientierte Bezahlung" (= Grundgehalt Mist)
- Keine Arbeiten der letzten 12 Monate im Portfolio
- Chef redet 90% im Interview
- "Kannst du auch Print?" (= haben Digital nicht verstanden)
- Office-Fotos von 2018
- Rechtschreibfehler in der Stellenanzeige
8. Der Action Plan: Von der Vorbereitung bis zum ersten Arbeitstag
Die 30-Tage-Challenge
Woche 1: Foundation
- Tag 1-2: Lebenslauf-Overhaul
- Tag 3-4: LinkedIn-Optimierung
- Tag 5-6: Portfolio-Audit (was bleibt, was geht?)
- Tag 7: Template-Erstellung für Anschreiben
Woche 2: Content Creation
- Tag 8-10: 3 neue Case Studies schreiben
- Tag 11-12: Portfolio-Website Update
- Tag 13-14: Dribbble/Behance bespielen
Woche 3: Networking
- Tag 15-16: 20 Kontakte auf LinkedIn anschreiben
- Tag 17-18: 3 Kaffee-Dates vereinbaren
- Tag 19-20: 2 Meetups/Events besuchen
- Tag 21: Follow-Ups schicken
Woche 4: Attack
- Tag 22-24: 5 gezielte Bewerbungen
- Tag 25-26: 3 Initiativbewerbungen
- Tag 27-28: Recruiter kontaktieren
- Tag 29-30: Review & Adjust
Bewerbungs-Tracking einrichten
Excel/Notion-Template:
| Firma | Position | Beworben am | Ansprechpartner | Status | Follow-Up | Notizen | Gehalt | 
| Agentur X | Senior Designer | 01.03. | Lisa Mueller | Wartend | 08.03. | Über Klaus empfohlen | 55-65k | 
Status-Kategorien:
- Recherche
- Beworben
- Bestätigung erhalten
- Interview vereinbart- Runde
 
- Angebot
- Abgelehnt (von wem + warum)
Follow-up-Strategie
Die 3-Touch-Regel:
Touch 1 (Nach 1 Woche): "Hallo [Name], ich wollte sichergehen, dass meine Bewerbung vom [Datum] angekommen ist. Falls noch Fragen sind, gerne melden!"
Touch 2 (Nach 2 Wochen): "Hi [Name], ich habe gerade [relevante News über Firma] gesehen. Gratulation! Das bestärkt mich noch mehr in meinem Wunsch, bei euch zu arbeiten. Gibt's schon News zu meiner Bewerbung?"
Touch 3 (Nach 3 Wochen): "Hallo [Name], ich verstehe, dass ihr sicher viele Bewerbungen habt. Ich wollte nur mitteilen, dass ich auch andere Angebote prüfe, euch aber präferiere. Ein kurzes Feedback zum Stand wäre super."
Danach: Move on.
Vorbereitung auf's Interview
Die ultimative Checkliste:
Research:
- [ ] Alle Cases der Agentur durchgehen
- [ ] Interviewer auf LinkedIn stalken
- [ ] Aktuelle News über Firma
- [ ] Glassdoor-Reviews lesen
- [ ] 3 clevere Fragen vorbereiten
Portfolio-Prep:
- [ ] iPad/Laptop geladen
- [ ] Offline-Version verfügbar
- [ ] 3 Cases zum Deep-Dive bereit
- [ ] Process-Arbeiten dabei (Sketches, etc.)
Story-Prep (STAR-Methode):
- [ ] Größte Challenge gemeistert
- [ ] Konflikt gelöst
- [ ] Unter Druck geliefert
- [ ] Innovation eingeführt
- [ ] Fehler gemacht und gelernt
Fragen, die du stellen solltest:
- "Wie sieht ein typischer Design-Prozess bei euch aus?"
- "Wer wäre mein direkter Vorgesetzter?"
- "Wie messt ihr Erfolg in dieser Position?"
- "Was ist die größte Challenge aktuell?"
- "Warum ist die Stelle frei?"
- "Wie würden Sie die Kultur beschreiben?"
Killer-Frage am Ende: "Gibt es etwas an meinem Profil, das euch Sorgen macht?"
Gehaltsverhandlung meistern
Die Taktiken:
Anchoring: Erste Zahl setzt den Rahmen "Meine Gehaltsvorstellung liegt bei 65.000 Euro." (Wenn du 60k willst)
Silence is Gold: Nach deiner Zahl - Klappe halten Lass sie zuerst reagieren. Wer zuerst spricht, verliert.
Package Deal: Nicht nur Gehalt "Okay bei 58k, aber dann mit 30 Tagen Urlaub und Fortbildungsbudget."
Future Raise: Zeitliche Komponente "55k zum Start, aber Gehaltsreview nach 6 Monaten mit Ziel 62k."
BATNA kennen: Best Alternative to Negotiated Agreement Wisse, ab wann du gehst. Und sei bereit dazu.
Wenn sie sagen "Das ist unser finales Angebot": "Ich verstehe. Lassen Sie mich das übers Wochenende überdenken."
Bonus: Die Quick-Wins
10 Dinge, die du SOFORT umsetzen kannst:
- E-Mail-Signatur updaten: Mit Portfolio-Link und LinkedIn
- Google dich selbst: Was findet der Recruiter?
- Portfolio-PDF: Für Offline-Situationen
- Elevator Pitch: 30 Sekunden, wer du bist
- Testimonials sammeln: Von Kollegen/Kunden
- Skills-Liste: Alle Tools, die du kannst
- Verfügbarkeit klären: Ab wann kannst du?
- Referenzen vorbereiten: 3 Leute, die für dich sprechen
- Arbeitsproben sortieren: Quick Access Folder
- Kalender blocken: Zeit für Bewerbungen reservieren
Der Reality Check zum Schluss
Ja, dein aktueller Job nervt. Ja, dein Chef ist ein Idiot. Ja, du verdienst Besseres. Aber: Eine gute Bewerbung ist Arbeit. Richtig viel Arbeit. Plan realistisch:
- 20-30 Stunden für die Grundlagen
- 2-4 Stunden pro individueller Bewerbung
- 4-8 Wochen bis zu ersten Interviews
- 2-3 Monate bis zum neuen Job
Das ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Aber einer, der sich lohnt. Denn am Ende wartet nicht nur ein besserer Job, sondern auch:
- 20-30% mehr Gehalt (im Schnitt)
- Projekte, die Spaß machen
- Ein Chef, der dich wertschätzt
- Kollegen auf Augenhöhe
- Die Chance, wirklich was zu bewegen
Also: Laptop auf, Figma an, und los geht's. Deine Zukunft designst du selbst. Und diesmal ohne Revision Rounds vom Chef.
P.S.: Der beste Zeitpunkt für eine Bewerbung? Gestern. Der zweitbeste? Heute. Also worauf wartest du noch? Der Newsletter layoutet sich nicht von selbst, aber deine Bewerbung schreibt sich auch nicht von alleine. Prioritäten, mein Freund. Prioritäten.
 
            