Markenpositionierung - Teil 4: Ideen und notwendige Richtungswechsel

Markenpositionierung - Teil 4: Ideen, Fahrplan und notwendige Richtungswechsel

Matthias Petri
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Am Anfang schufst du … eine Idee. Sie ist der Grundstein für die Markenpositionierung. Und doch ist diese Idee alles andere als in Stein gemeißelt. Warum es wichtig ist, an Ideen zu glauben, auch wenn sie sich manchmal in eine andere Richtung entwickeln, verraten wir dir an einigen Beispielen im 4. Teil unserer Blog-Reihe zum Thema Markenpositionierung.


Bling! Auf einmal ist sie da, die Idee für deine neue Geschäftsstrategie. Du fragst dich, warum sie dir nicht schon längst eingefallen ist und würdest sie am liebsten sofort in die Tat umsetzen. 

Ideen sind der Zündstoff für Veränderung – ob du neu im Markt einsteigst oder dir auf deinem vertrauten Terrain etwas Neues in den Sinn kam. Sei aber gewiss: Ideen sind kein starres Gebilde. Sie passen sich an, wandeln sich und bringen spannende Umwege hervor.

Es gibt immer Spezialisierungs-, Wachstums- oder Produktalleinstellungspotentiale. Sie sind vorhanden, werden oft nur nicht gesehen. Den Blick darauf musst du schärfen und Ideen mit dem Marktpotential prüfen.

Aus unserem eigenen Erleben: Vorlagen fürs Stadtmarketing vs. Immobilien-Marketing

Im Rahmen unserer Agenturtätigkeit haben wir den Bürgermeisterkandidaten Stefan Guzu für die Reuterstadt Stavenhagen marketingseitig unterstützt. Schließlich konnte er sich gegen acht Gegenkandidaten durchsetzen … als parteiloser Kandidat mit rumänischen Wurzeln war es in unseren Augen ein großer Erfolg. Am Rande bemerkt: Er war der einzige der Kandidaten, der dank uns vor intensiv auf Ad-Kampagnen über Facebook-Ads, Google-Ads und Instagram-Ads gesetzt hat und hat so den gesamten Wahlbereich unter permanente, digitale Dauerbeschallung gesetzt.

Neuer Bürgermeister Stefan Guzu
Screenshot von nordkurier.de

Da sich mit seinem Wahlerfolg schon abzeichnete, dass sich weitere Projekte zum Stadtmarketing entwickeln könnten, überlegten wir uns, ob wir eine Produktlinie mit Vorlagen fürs Stadtmarketing produzieren, diese dann über Landingpages positionieren etc. Es schlummerten in der Idee mit den Vorlagen fürs Stadtmarketing Produktalleinstellungspotentiale, so dachten wir.

Doch Obacht: Wenn du eine Idee gefunden hast, darfst du dir ruhig bewusst machen, dass es ziemlich sicher noch eine viel bessere gibt.

Das heißt also: Erstmal weitersuchen. Ideen stoßen auch oft auf Unverständnis, Angst vor Veränderungen, alten Gewohnheiten oder schlicht Widerstand. Wenn eine Idee also im Team oder bei der Geschäftsführung nicht überzeugt, einfach sich kurz schütteln und wieder besinnen, nicht lange hadern, sondern weitersuchen, bis etwas überzeugt und Marktpotential hat.

Es gibt gerade mal 2053 Städte in Deutschland. Österreich und Schweiz helfen da nur bedingt. Internationalisierung der Vorlagen … könnte helfen. Uns war der potentielle Zielmarkt zu klein. Wir verwarfen die Idee wieder. Und überlegten weiter im Sinne von Stadtmarketing vs. Immobilien-Marketing.

Es gibt zwischen 35.000 und 70.000 Immobilienmakler in Deutschland. Hinzu kommen Immobilienverwalter und Immobilienentwickler und auch Agenturen, die Immobilienmarketing realisieren.

Wir skizzierten, wie Vorlagen fürs Immobilienmarketing aussehen könnten. Hier ist ein Auszug aus unserem Miro-Board dazu zu sehen:

Konzeption von Inhalten fürs Immobilien-Marketing

Anfänglich hatten wir nur Immobilien-Exposés, die wir dann ergänzten mit Corporate Design-Vorlagen und weiteren auf die Immobilienbranche optimierte Templates:

Design-Vorlagen für die Immobilienbranche

Doch auch die Immobilienbranche transformiert sich digital. Durch die sog. PropTechs, also digitale Immobilienmakler, werden aus den jetzigen 35 bis 70.000 wohl innerhalb der nächsten 5-10 Jahre nur noch die Hälfte übrig bleiben. Hinzu kommt VR als innovativer Ansatz, Gebäude auch aus der Ferne erlebbar zu machen. So ist es in diesem Fall sinnvoll, statt alles auf ein Pferd zu setzen mit vollem Fokus auf dieses Marktsegment, lieber ein paar mehr Eisen im Feuer zu halten. Wir verdienen solange gut an diesen Vorlagen, wie sie ein Problem für die Zielgruppe löst. Und wenn die Zielgruppe langsam verschwindet, bleiben wir agil und versuchen, andere Bedürfnisse anderer Zielgruppen mit unseren Leistungen und Produkten zu bedienen.

Gute Beispiele für Ideen, die sich selbst neu erfunden haben

Einige der erfolgreichsten Ideen der letzten Jahre waren ursprünglich ganz anders gedacht. Bestimmt kennst du Yelp, das Empfehlungsportal für Restaurants, Handwerk und viele andere Dinge. Am Anfang war Yelp eine Plattform, auf der sich Freunde Geschäfte empfehlen konnten. Groß angenommen wurde diese Idee zunächst nicht. Bei einer Datenanalyse fand Yelp allerdings heraus, dass die User vor allem die eher nebenbei laufende Bewertung von Geschäften nutzten. Zack – war aus der ursprünglichen Idee eine neue geboren, und das gesamte Geschäftsmodell wurde auf das Bewerten von Unternehmen ausgerichtet.

Yelp-Screenshot

Und YouTube? Ging doch tatsächlich als Dating-Plattform an den Start und entwickelte sich erst später als reine Videoplattform zur Erfolgsgeschichte. Instagram bewarb anfangs die örtliche Nähe seiner Mitglieder als Alleinstellungsmerkmal. Was es heute ist, weißt du ja.

Viele Ideen klingen anfangs gut, wollen aber einfach nicht zünden – und verwandeln sich mit einer Menge Glück in einen echten Knaller für die Zielgruppe – mit einem ganz anderen Nutzen.

Das bedeutet einerseits, dass du deiner Idee den nötigen Spielraum geben solltest, in dem sie wachsen oder sich verändern kann. Und andererseits heißt das: Gleich aufgeben kommt nicht in die Tüte. Wenn du von deiner Idee überzeugt bist, lass ihr außer dem Platz zum Entfalten auch die Zeit zum Reifen.

Wenn eine Idee von der Zeit überrollt wird

Manchmal musst du eine liebgewonnene Idee, die dir sogar Erfolg bescherte, wieder aufgeben – zum Beispiel, weil sich im Lauf der Zeit die Nutzungsgewohnheiten verändert haben. So war es auch mit unserem Online-Magazin Commag:

Die erste PDF-Ausgabe erschien im August 2005, die letzte im November 2018. Wir veröffentlichten über 100 Ausgaben und gaben unseren Lesern intensive Einblicke in unseren Alltag. In der Hochphase maßen wir über 25.000 Downloads pro Ausgabe. Am Ende schrumpften sie auf nur noch knapp 6.000. Der Grund: Der Online-Medienkonsum veränderte sich, und ein PDF-Magazin wirkte mehr und mehr wie aus der Zeit gefallen. 

Ausschnitte aus dem Magazin Commag von PSD-Tutorials.de
Liebgewonnen, erfolgreich, dann im Wandel der Zeit aufgegeben: unser Commag-Magazin.

Also dachten wir neu. Wir stampften das Magazin ein und bauten TutKit.com – unsere Plattform für E-Learning und digitale Assets – als Flatrate-Angebot aus. Dabei änderte sich auch unsere Positionierung. Wir bewegten uns weg vom Community-Betreiber mit Forum und kostenlosem PDF-Magazin, der sich über Banner- und Newsletterwerbung finanziert. Stattdessen schärften wir unser Profil als digitaler Publisher mit Shop und Flatrate-Angebot, der sich über den Verkauf eigener Produkte finanziert. 

Diese Neupositionierung auf das produktbezogene Geschäftsmodell sicherte das Überleben unseres Unternehmens und stellt das Fundament für weiteren Wachstum dar.

Zeige Mut zur Lücke

Wenn dir eine Idee für ein Produkt gekommen ist, das es so noch nicht gibt, heißt es: Rein in die Marktnische. Diese eine Lücke zu füllen, kann eine erfolgreiche Strategie sein. Dabei gilt: Es sind am Anfang nicht die teuren Marketingmaßnahmen, die Erfolg bescheren, sondern vor allem die genaue Positionierung deiner Marke, verpackt in einer identifikativen Story. Außerdem brauchst du Geduld, bis sich das Potenzial deiner Idee und deiner Marke voll entfalten.

Screenshot der Website MyMuesli als erfolgreich positioniertes Unternehmen
Beispiel: Die erfolgreichen Müslimixer von MyMuesli starteten ihr Geschäft als reines Online-Angebot. Parallel dazu optimierten sie ihre Marketing- und Produktionsprozesse. Erst im 2. Schritt mischten sie den Markt mit über 30 Läden auch offline auf. MyMuesli hatte von Anfang an ein gesundes Wachstum, da sie sich die ersten 9 Jahre komplett selbst finanzierten. Und Schritt für Schritt skalierten sie immer nur das, was auch beliebt bei ihrer Zielgruppe ist.

Dein finaler Fahrplan für den Positionierungsstart

  1. Schaffe ein Bewusstsein für deine Marke und ihren Kern: Beleuchte ihre Stärken und die Potenziale, die in ihnen schlummern. Stelle deine Mission, deine Vision und deine Werte klar und deutlich heraus. Trenne dich von allem, was deine Marke schwächt – zum Beispiel Nebenprodukte, die du eigentlich nicht brauchst und die dein Angebot nur verwässern.
  2. Sprich eine klar definierte Zielgruppe an. Konzentriere dich auf ihre Grundbedürfnisse und ihr Hauptproblem. 
  3. Besetze die Marktnische mit einer griffigen und schlüssigen Produktform. 
  4. Gestalte dein Geschäftsmodell. Hole deine Zielgruppe genau dort ab, wo sie deine Kompetenz braucht. Präsentiere dich als der geborene Problemlöser.
  5. Wirf die Marketingmaschine an. Erschließe und durchdringe den Markt mit der passenden Kommunikationsstrategie sowie einem besonders kundenfreundlichen Vertrieb.
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Fazit und weitere Inhalte zum Thema Markenpositionierung

Die richtige Positionierung deiner Marke ist die Basis für deinen Erfolg. Nimm dir Zeit dafür und spiele alles von A bis Z durch. Zeig deiner Zielgruppe, welche die wahren Stärken deiner Marke sind – und positioniere dich so, dass du für immer im Gedächtnis bleibst. Wir wünschen dir dabei viel Erfolg. Und sieh dir zur Vertiefung gleich noch unser Video-Training „Positionierung von Unternehmen & Markenaufbau“ an.

Veröffentlicht am von Matthias Petri
Veröffentlicht am: Von Matthias Petri
Matthias Petri gründete zusammen mit seinem Bruder Stefan Petri die Agentur 4eck Media GmbH & Co. KG im Jahr 2010. Zusammen mit seinem Team betreibt er das beliebte Fachforum PSD-Tutorials.de und das E-Learning-Portal TutKit.com. Er veröffentlichte zahlreiche Trainings für Bildbearbeitung, Marketing und Design und unterrichtete als Lehrbeauftragter an der FHM Rostock „Digitales Marketing & Kommunikation“. Für sein Wirken wurde er mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Sonderpreis des Website-Awards Mecklenburg-Vorpommerns 2011 und als Kreativmacher Mecklenburg-Vorpommern 2015. Er wurde zum Fellow des Kompetenzzentrum Kultur- & Kreativwirtschaft des Bundes 2016 ernannt und engagiert sich bei der Initiative „Wir sind der Osten“ als Unternehmer und Geschäftsführer stellvertretend mit vielen weiteren Protagonisten ostdeutscher Herkunft.
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