HTML & CSS für Einsteiger

HTML & CSS für Einsteiger (Teil 18): Semantik fürs Web (1)

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Der Begriff "semantisches Web" wird mittlerweile geradezu inflationär verwendet. Dabei ist vielen Leuten gar nicht bewusst, was es mit dieser vielgepriesenen Semantik auf sich hat. Eigentlich ist es ganz einfach: Dank der Semantik können aus riesigen Datenmengen tatsächlich die benötigten/gewünschten Informationen gezogen werden.

Ein handfestes Beispiel soll die Wichtigkeit der Semantik demonstrieren. Digitalfotos sind eine feine Sache. Direkt nach der Aufnahme kann man sie über das Internet der ganzen Welt präsentieren. Was im Privaten gilt, hat sich auch längst im professionellen Rahmen etabliert. Bildagenturen, Museen, Bibliotheken und Fotografen bieten Fotos, Gemälde oder auch Digitalversionen wertvoller Schriften über professionelle Bilddatenbanken an. Auf den entsprechenden Webseiten gibt es dann Suchmasken, über die sich die Plattform durchsuchen lässt. Populärstes Beispiel für eine Bildersuchmaschine im Web 2.0 ist sicherlich Flickr.

HTML & CSS für Einsteiger (Teil 18): Semantik fürs Web (1)

Wer solche Bildersuchmaschinen bereits genutzt hat, kennt deren Grenzen: Gibt man dort beispielsweise den Begriff Kohl ein, bekommt man Fotos aus den verschiedensten Bereichen angezeigt. So präsentiert die Yahoo!-Bildersuche Fotos von einer Kohlmeise, einem Tennisspieler namens Kohl und dem Altkanzler Helmut Kohl.

HTML & CSS für Einsteiger (Teil 18): Semantik fürs Web (1)

An diesem Punkt wird einer der Nachteile des klassischen WWW deutlich: Denn derzeit können die bereitgestellten Informationen zwar von Menschen verstanden, von Maschinen – im gezeigten Beispiel also Suchmaschinen – aber nicht korrekt interpretiert werden.

Maschinen können Informationen nur auslesen, wenn auch tatsächlich welche vorhanden sind. Und genau das ist der entscheidende Punkt, an dem die Semantik ins Spiel kommt.

Dokumente strukturieren

In früheren HTML-Versionen gab es schlichtweg keine Möglichkeit, Dokumente semantisch zu strukturieren. Wollte man eine Webseite strukturieren, hatte man eigentlich nur Überschriften und Textabsätze zur Verfügung. Hier mal ein typisches Beispiel für die Struktur einer klassischen Webseite:

<h1>
   Kapitel
</h1>
<p>
   Absatz
</p>
<h2>
   Unterkapitel
</h2>
<p>
   Absatz im Unterkapitel
</h2>
<h3>



HTML stellt für eine Dokumentstrukturierung u. a. die Elemente h1 bis h6 zur Verfügung. Eine wirklich tief verschachtelte Struktur lässt sich damit allerdings nicht anlegen. Denn ein Element h7 oder h8 ist in HTML eben nicht vorgesehen. Genau hier setzt HTML5 an und führt einige zusätzliche Strukturierungselemente ein.

article

aside

dialog

figure

footer

header

nav

section

Diese Elemente werden in diesem Tutorial vorgestellt. Zuvor allerdings noch ein Hinweis: Erwartet vom optischen Standpunkt her von diesen Elementen keine Wunderdinge. Damit Webseiten, die auf den semantischen Elementen basieren, nämlich auch ansprechend aussehen, muss CSS eingesetzt werden. Und dazu kommen wir bekanntlich später noch.

Einige semantische Elemente habt ihr bereits kennengelernt, auch wenn diese vielleicht auf den ersten Blick nicht unbedingt etwas mit Semantik zu tun haben. Hier ein Beispiel für ein solches Element:

<progress min="0" max="100" value="40"></progress>



Darüber wird ein Ladebalken generiert. (Das progress-Element wurde übrigens in dieser Reihe bereits ausführlich vorgestellt).

HTML &amp; CSS für Einsteiger (Teil 18): Semantik fürs Web (1)

Dieses Element macht deutlich, mit wie wenig Aufwand sich Inhalte erstellen lassen, die einem entsprechenden Kontext zugeordnet werden können. Für Software ist nämlich direkt erkennbar, dass es sich um einen Ladebalken handelt. Bei Lösungen, die für die Generierung eines Ladebalkens auf JavaScript setzen, ist das hingegen nicht der Fall.

Semantische Elementstrukturen

In "normalen" HTML-Dokumenten wird für die Strukturierung der Inhalte auf div-Elemente zurückgegriffen. Diesen Elementen weist man, um sie mittels CSS formatieren zu können, Klassen oder IDs zu. Dieses Prinzip macht man sich auch in HTML5 zunutze. Tatsächlich hat eine von Google durchgeführte Umfrage gezeigt, dass in vielen Dokumenten immer dieselben Klassen verwendet werden.

Ein Beispiel:

<div class="nav"></div>



Viele Entwickler verwenden beispielsweise nav, um innerhalb dieses div-Elements die Navigation unterzubringen. In HTLM5 sieht das hingegen so aus:

<nav>Inhalt</nav>



Durch das nav-Element wird klar, dass es sich eben nicht nur um eine Auflistung von Hyperlinks handelt. Tatsächlich beschreibt dieses Element einen inhaltlichen Block, in dem Informationen über die Navigation der Webseite in einem ganz bestimmten Kontext enthalten sind.

Moderne Strukturierung

Wie sieht eigentlich typischerweise die Struktur eines HTML-Dokuments aus? Grundsätzlich ähnelt diese sich, unabhängig davon, welche Inhalte die Seite letztendlich aufweist. Meistens sind die folgenden Bereiche enthalten:

• Kopfbereich

• Hauptmenü

• Inhaltsbereich

• Fußbereich

Eine Webseite, die auf div-Elemente für die Strukturierung zurückgreift, könnte so aussehen:

<body>
   <div id="header">
     <div id="logo">Logo</div>
     <div id="search">Suche</div>
     <div id="nav">Hauptmenü</div>
   </div>
   <div id="content">
     <h1>Das hier ist der Inhalt</h1>
     <div class="section">
       <h2>Unterüberschrift</h2>
       <h3>Abschnitt</h3>
       <!-- Hier steht der Inhalt -->
     </div>
     <div class="section">
       <h2>Unterüberschrift</h2>
       <!-- Hier steht der Inhalt -->
     </div>
   </div>
   <div id="sidebar">
     <div id="subnav">Untermenü</div>
   </div>
   <div id="footer">Fußbereich</div>
 </body>



Solche div-Konstruktionen kennt ihr vielleicht bereits. Damit die Struktur für die Entwickler logisch ist, weisen sie den div-Bereichen entsprechende Klassen oder IDs zu, die "sprechende" Namen besitzen. So ist für Entwickler dann eben beispielsweise klar, dass im div-Bereich mit der ID footer die Inhalte hinterlegt sind, die zum Fußbereich der Seite gehören. Das Problem dabei: Die Namen mögen die Struktur der Webseite erahnen lassen, semantisch strukturiert ist die Webseite so allerdings längst noch nicht. Genau hier setzen die neuen HTML-Elemente an. Denn diese ermöglichen erstmalig eine wirkliche Strukturierung von Dokumenten bzw. Webseiten.

Werft zum besseren Verständnis einen Blick auf das folgende HTML5-Dokument:

<body>
   <header>
     <div id="logo">Logo</div>
     <div id="search">Suche</div>
     <nav>Hauptmenü</nav>
   </header>
   <article>
     <h1>Das ist der Inhalt</h1>
     <section>
       <h2>Unterüberschrift</h2>
       <h3>Abschnitt</h3>
       <!-- Hier steht der Inhalt -->
     </section>
     <section>
       <h2> Unterüberschrift</h2>
       <!-- Hier steht der Inhalt -->
     </section>
   </article>
   <aside>
     <nav>Untermenü</nav>
   </aside>
   <footer>Fußbereich</footer>
 </body>



Selbstverständlich werde ich in den folgenden Tutorials noch auf die hier verwendeten Elemente eingehen. Dennoch zeigt bereits ein Blick auf dieses Beispiel, wo die Vorteile der eingesetzten Elemente liegen. So kann man nun endlich die Seitenbereiche mit solchen Elementen auszeichnen, die speziell für diese gedacht sind. Alles, was zum Kopfbereich der Seite gehört, kann in ein header-Element eingebunden werden.

Zudem stehen ab sofort section- und article-Elemente zur Verfügung, über die sich die eigentlichen Seiteninhalte deutlich besser strukturieren lassen. Wie ihr seht, lohnt es sich also, einen ausführlichen Blick auf die Möglichkeiten zu werfen, die HTML5 hinsichtlich der semantischen Strukturierung von Dokumenten zu bieten hat.